Entdeckungsreise in den Bio-Hub Boston: Eine Reise durch das Biointelligenz-Ökosystem

Boston, die pulsierende Metropole in Neuengland, ist weit mehr als nur eine historische Stadt mit roten Backsteinhäusern und kopfsteingepflasterten Straßen. Sie ist das Epizentrum einer revolutionären Bewegung – dem Bio-Hub der Vereinigten Staaten.

Kürzlich hatte ich das Privileg, an einer Delegationsreise nach Boston teilzunehmen, um das aufstrebende Feld der Biointelligenz zu erkunden. Hier möchte ich meine Eindrücke und Erkenntnisse teilen, die ich auf dieser spannenden Reise gesammelt habe.

Das Biotech-Ökosystem

Eine der ersten Dinge, die einem in der Metropolregion Boston auffallen, ist die unglaubliche Konzentration von Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Bildungsinstitutionen, die im Biotech-Bereich ausgesiedelt sind. Firmen wie Ginkgo Bioworks, Sanofi, Novo Nordisk, Life BioSciences, Bayer, Novartis, Takeda, Amgen und eine Vielzahl von Universitäten, darunter das renommierte MIT, die Tufts University, Harvard, Boston University, und viele weitere prägen das Bild des Biotech-Ökosystems. Begleitet wird dies von Inkubatoren und Acceleratoren  wie The Engine, LabCentral und Bayer Co.Lab sowie großen Veranstaltungen und Messen wie beispielsweise der ISPE Product Show und der SLAS.

Kooperationspartner des Accelerators LabCentral. Quelle: Yannick Baumgarten.

Insbesondere die Besuche am MIT und der Tufts University auf der Forschungsseite sowie bei den Acceleratoren LabCentral und Bayer Co.Lab haben verdeutlicht, wie interdisziplinär und interinstitutionell hier zusammengearbeitet wird. Es lässt sich deutlich erkennen, dass die richtigen Rahmenbedingungen auf vielen Ebenen geschaffen wurden, um ein solches Ökosystem zu ermöglichen, in dem offenbar alle an einem Strang ziehen.

Strukturelle Entwicklungen

In den letzten Jahren ist Boston enorm gewachsen, dank strategischer Investitionen und einer starken Infrastruktur, die es zu einem Hotspot für Biotechnologie gemacht haben. Einstige No-Go-Bezirke wie zum Beispiel der Hafen sind nun systematisch für Biotech-Firmen erschlossen, wobei das Zentrum der Biotech-Elite nach wie vor am fast schon sagenumwobenen Kendall Square in Cambridge liegt. Hier war es zeitweise wohl so, dass man nicht einfach mal einen Kaffee trinken gehen konnte, ohne gleich in einen regen Austausch von Ideen und Geschäftsmöglichkeiten verwickelt zu werden.

Doch auch hier hat sich die Dynamik durch die Covid-19-Pandemie verändert. Obwohl die Szene noch nicht ganz ihre alte Blüte zurückgewonnen hat, haben zahlreiche Personen, denen ich begegnet bin, berichtet, dass sie ihre Firmensitze nun von den Außenbezirken in die Stadt verlegt haben. Dies hat natürlich einen spürbaren Anstieg der Immobilienpreise zur Folge – nicht nur bei Büroflächen, sondern auch bei Wohnraum. Teilweise werden sogar ganze Stockwerke in Hochhäusern zu Laboren umgebaut, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden.

Quelle: Lisa Vidal.

Das Motto lautet klar: Um in der Biotech-Branche mitreden zu können und am Puls der Innovation zu bleiben, muss man in Boston präsent sein. Dies gilt nicht nur für Unternehmen aus der Region, sondern auch für internationale Institutionen. Laut Aussagen fast aller getroffenen Netzwerker ist es unerlässlich, eine Niederlassung in der Boston Area oder zumindest in den USA zu haben, um Zugang zu den entscheidenden Netzwerken zu erhalten.

Lab Automation-Schiene. Quelle: Yannick Baumgarten.

Dabei spielen Netzwerke wie MassBio mit Hunderten von Firmen und Plattformen wie BioMade, die Tausende von Unternehmen vereinen, eine entscheidende Rolle. Sie bieten nicht nur die Möglichkeit zum Austausch von Fachwissen und Geschäftskontakten, sondern sind auch ein Sprungbrett für gemeinsame Projekte und Kooperationen in der aufstrebenden Biointelligenz-Branche.

Zwischen Pharma und Climate Tech

Der Fokus liegt einerseits hauptsächlich auf Pharma, Medizintechnik und der Gesundheitsindustrie, wobei innovative Ansätze bei der Entwicklung und Produktion von Arzneimitteln und Therapien, wie zum Beispiel den Advanced Therapy Medicinal Products (ATMP), im Vordergrund stehen. So ist auch die Förderlandschaft geprägt durch Inkubatoren und Startups, die einen pharmazeutischen Hintergrund haben.

Quelle: Lisa Vidal

Auf der anderen Seite stehen Inkubatoren wie GreenTown Labs, die vorrangig Climate-Tech-& Clean-Tech-Firmen unterstützen. Allerdings ist hier der Anteil an Biotech-basierten Technologien (noch) sehr gering. Bereiche, die sich an der Schnittstelle von Climate und Biotech bewegen, wie beispielweise Bio-Treibstoffe, In-vitro-Fleisch, und Proteinproduktion gewinnen jedoch zunehmend an Bedeutung. Dies zeigt sich unter anderem auch durch die geplante Gründung eines neuen Biotech-Instituts, das sich mit Themen wie Carbon Capture, Materialwissenschaften und DNA-Datenspeicherung befassen soll.

Robotik und KI

Die Delegationsreise bot nicht nur faszinierende Einblicke in die technologischen Fortschritte im reinen Biotech-Bereich, sondern auch die Möglichkeit, Unternehmen wie Boston Dynamics zu besuchen, die auf dem Gebiet der Bionik arbeiten. Die Begegnung mit Spot, dem sehr nahbaren und autonomen, Hunde-ähnlichem Roboter, war beeindruckend und regte zu Überlegungen an, wie solche Technologien auch im Biotech-Bereich eingesetzt werden könnten. Ein weiteres Highlight war der Besuch des MIT-IBM Watson AI Lab, wo wir Einblicke in die neuesten Entwicklungen im Bereich künstliche Intelligenz erhielten. Die Frage, wie diese Technologien die Biotechnologie transformieren können, bleibt eine spannende Herausforderung.

Quelle: Lisa Vidal

Fazit und Ausblick

Insgesamt war die Delegationsreise nach Boston eine inspirierende Erfahrung. Nicht nur die faszinierenden Technologien und Innovationen, sondern auch die interdisziplinäre Teilnehmerrunde, positive Atmosphäre, sowie die erstklassige Organisation durch Baden-Württemberg International haben bleibende Eindrücke hinterlassen. Das positive Feedback und die tollen Erfahrungen haben uns dazu bewegt, zu überlegen, wie in Zukunft weitere Delegationsreisen angeboten werden könnten. Entsprechende Leitländer und Fokustechnologiefelder werden ja schon bald im Bericht des International Benchmark Biointelligence Projektes veröffentlicht!

Wenn Sie Interesse an einer eigenen Delegationsreise haben, zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren!

Oder Sie haben spannende Ideen, wissen aber nicht, wie sie diese in diesem komplexen, interdisziplinären und konvergenten Themenfeld weiter entwickeln können? Kommen Sie gerne auf uns zu. Wir arbeiten zusammen daran, die Idee Wirklichkeit werden zu lassen!

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